Rom liegt irgendwo in Russland

Три дня назад вышла и сегодня получена книжка-билингва: Olga Martynova, Jelena Schwarz. Rom liegt irgendwo in Russland. Изд-во per procura, Вена — Лана (второе — в Италии, в Южном Тироле), 2006. В книжке — два взаимнопосвященных римских цикла Ольги Мартыновой и Елены Шварц, в общих чертах русская часть соответствует разделу «Хрустя, расцветает звезда Авентина…» на сайте «Новая Камера хранения». Немецкие переводы Эльке Эрб и Ольги Мартыновой.

В качестве бонуса для читающих по-немецки под катом статья Ольги Мартыновой. Статью эту следовало бы назвать «междусловием», поскольку в книге она размещена между стихотворными циклами.

Rom liegt irgendwo in Russland
Rom liegt irgendwo in Rußland, am Rande. Vielleicht am Baltischen Meer oder am Schwarzen. Ein beliebter Ausflugsort für die Kulturruinenbegeisterten unter uns. Russische Touristen schreiben gerne Gedichte. Eine Anthologie der russischen Gedichte über Rom ergäbe einen dicken Band. Aber nicht nur die Springbrunnen und Pinien dieser Stadt rascheln in unseren Büchern (Lorbeer raschelt wie ein Buch, in dem alle Seiten zugleich aufgeschlagen sind, schrieb Brodsky in einer seiner «Römischen Elegien»), seit zwei Jahrhunderten besiedeln die Russen Roms sieben Hügel. Nicht nur Nikolaj Gogols Krähen-Gesicht lächelt unter dem glatten fettigen Haar hervor von der Wand des «Caffe Greco». Ganz Italien ist mit von Russen gestifteten Gedenktafeln behängt. Als Jelena Schwarz mich durch Rom führte, stürzte sie immer wieder zu irgendeiner Hausecke, weil sie sich dort eine gemerkt hatte. In italienischer und russischer Sprache stand geschrieben, wer und wann hier gewohnt hat.

Dazu muß man sagen, daß die Lieblingsbeschäftigung der Russen nicht das Wodka-Trinken ist – wie man im Westen irrtümlicherweise annimmt – auch nicht sich prügeln, auch nicht die Zigeuner-Lieder singen. Die Lieblingsbeschäftigung der Russen ist das Anbringen von Denktafeln. Vor kurzem verabschiedete die Moskauer Stadtregierung einen Erlaß: Das eigenmächtige Anbringen von Gedenktafeln und Aufstellen von Denkmälern wird strafrechtlich verfolgt. Um so heftiger behängen wir fremde Wände, falls uns eine gütige fremde Obrigkeit das erlaubt. Die russische Gemeinde in Bologna hat Geld für eine Gedenktafel für Joseph Brodsky in Venedig gesammelt. Dann hat eine russische Bologneserin Jelena Schwarz in Rom angerufen und gefragt, ob und wo in Venedig die Tafel plaziert werden muß. «Fragen Sie doch die Witwe des Dichters», – sagte Jelena Schwarz. «Ja, das haben wir schon, sie meint aber, daß sie gar nicht so sicher ist, ob es Joseph Brodsky überhaupt recht wäre…» Die Entscheidung ist noch in der Schwebe.

Warum wurde Jelena Schwarz in dieser Frage angerufen? Vielleicht, weil sie als Gast der Brodskys Stiftung in Rom war. Zweck der Stiftung ist, russischen Dichtern für eine Weile die bedeutendste Stadt in den Provinzen der russischen Poesie zu schenken. Aber in Wirklichkeit (in der speziellen Wirklichkeit, in der die Dichter leben) war Jelena Schwarz längst in Rom: seit Cynthia. Dieser Frau, die eigentlich Hostia hieß und nur in Gedichten von Properz zu Cynthia wurde, verlieh Jelena Schwarz eine Stimme (beide, Cynthia und Properz, lebten in Rom im ersten Jahrhundert vor Chr., beide wurden berühmt dank seiner Elegien an sie, beide waren haltlos und gemein, sie wahrscheinlich haltloser und gemeiner als er, nur blieb sie stumm wie ein Fisch, bis Jelena Schwarz ihre beiden Cynthia-Bücher verfaßte). Schreibmaschinen-Kopien dieser Cynthia-Gedichte (die mir nun in einer zweibändigen Werkausgabe mit sandfarbenem Umschlag vorliegen) waren das erste, was ich vor mehr als zwanzig Jahren von Jelena Schwarz gelesen habe. Man verliebt sich in diese Zeilen sofort. Über den armen Properz ist da nicht viel: Amor ist schrullig — ich Arme liebe ein kahles Ungetüm und Wieder kam mein Properz zu mir zurück — So ein Glück für Cynthia! Verkratzt ist er, verweint, abgeschabt, kahl, schmutzig, abgemagert.

Ich fuhr nach Rom, um Jelena zu sehen. Ein älterer deutscher Geheimrat soll gesagt haben, daß derjenige, der Italien, insbesondere Rom, sich gut angeschaut hat, nie mehr ganz unglücklich sein kann. Das klang, als wir dort waren, wie eine Beschwörung in unseren Ohren. Eigentlich aber waren wir glücklich, daß wir uns wiedersahen. Aus diesem Glück heraus versprachen wir einander, die Gedichte von Rom und Italien, die wir nach diesem Treffen (vor Weihnachten 2001) schreiben werden, in einem Büchlein zusammenzuführen.

Als unsere gemeinsame Zeit in Rom verflog, setzte ich mich in ein leeres Coupé, schloß die Augen und schlug sie erst in Mailand wieder auf. Jelena ist inzwischen wieder in Petersburg, wo sie seit 1948, dem Jahr ihrer Geburt, lebt. Manchmal denke ich, daß ganz Petersburg, die Hauptstadt der russischen Dichtung, auf ihren schmalen Schultern steht.

Olga Martynova

Rom liegt irgendwo in Russland: 14 комментариев

  1. Поздравляю!
    И эссе замечательное. А сюжет с выбором места для памятной доски в Венеции и звонком Елене Андреевне по этому поводу — слышу впервые. Или сразу забыл когда-то.

  2. Дорогие Оля и Олег!
    Как же я рада! Вот бы ещё и книгу найти! Поздравляю! Можно ли купить её в Москве? У меня долгое время не работал интернет, поэтому писать было затруднительно. Из меня, вообще, пользовотель (юзер) не очень -то…Мы с Ниной часто говорим о вас с Олей, да чего уж там — просто скучаем! Вы не собираетесь снова в Москву? Я написала новую пьесу. Она называется «Соль», постараюсь отправить.Мне очень важно, что вы скажете. Ящик мой снова работает, так что я лучше оттуда напишу и всё пошлю. В ЖЖ мне как-то не пишется, правда иногда жж мной читается. Теперь буду Вас с удовольствием читать, появился повод снова начать отношения с интернетом.
    Нина шлёт привет.
    Ваша Катя Садур.

    • Найти эту книжку в Москве будет,я думаю, затруднительно. Ее и здесь-то будет непросто купить — издание почти библиофильское: например, ни одной полностью одинаковой обложки, потому что они покупают обои, в данном случае фотообои с итальянскими видами, и в типографии нарезают их. А текст напечатан на калечке, которая идет сверху.
      Надеюсь, у Вас и всех Ваших все более или менее. Привет от Оли. Пишите.

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