Для читающих по-немецки

Приложением к предыдущей записи (которая видна не всем, а только подписчикам) — несколько слов о Марии Степановой, произнесенных О. Б. Мартыновой на церемонии вручения Премии Губерта Бурды для молодых поэтов Восточной и Южной Европы, состоявшейся 15.07.2006 в замке Фальбург (Приссиан, Южный Тироль).
Es ist schon fast zehn Jahre her, dass uns ein Freund einen Stapel neuer Zeitschriften aus Russland mitgebracht hatte. In einem Heft sind wir auf eine ganz junge Lyrikerin gestoßen, deren Name wir nie zuvor gehört haben. Wir, Oleg Jurjew und ich, waren uns einig, dass wir uns diesen Namen merken müssen: Maria Stepanowa. Es ist immer eine große Freude festzustellen, dass die Poesie deiner Sprache nicht verstummt, dass sie weiter lebt. Später konnten wir unsere Entdeckerfreude stolz bestätigt sehen: Maria Stepanowa gehört heute zu den viel beachteten jungen Autoren in Russland, ist mit einigen Preisen gekrönt und arbeitet produktiv weiter.

Vor mehr als zwanzig Jahren war ich bei einer Moskauer Freundin zu Besuch. Sie erzählte, dass sie sich seit einiger Zeit viel um ihre jüngeren Neffen und Nichten kümmern müsse. Weißt du, sagte sie, das ist ein komisches Gefühl, wenn man plötzlich von dem Jüngsten, auf den alle aufpassen, zu einem Älteren, der aufpassen muss, wird. An diese Worte erinnere ich mich, wenn ich die jüngeren Dichter vorstelle und übersetze, wenn wir sie in unserer „Kamera Chranenija“ publizieren. Die „Kamera Chranenija“ (zu Deutsch: Aufbewahrung) entstand in den 80er Jahren, einer Zeit, die für die freie Literatur absolut hoffnungslos zu sein schien. In der damaligen Luft verdunsteten die letzten Spuren des Tauwetters. Wenn man die offizielle Literatur verachtete und mit den sowjetischen Kulturbehörden nichts zu tun haben konnte (wollte, durfte …), bereitete man sich vor, lebenslang nur für die Schublade zu schreiben. Der Almanach „Kamera Chranenija“ war damals Samizdat (Untergrundliteratur) und in der Tat als Aufbewahrung der Texte gedacht. Nachdem die Zensur aufgehoben worden war, wollten wir die „Kamera Chranenia“ einstellen. Dann aber merkten wir, dass inzwischen neue Dichter aufgewachsen waren, die es auch nicht immer leicht hatten. Also machten wir weiter.

Heute freue ich mich wirklich ganz besonders, Ihnen Maria Stepanowa vorstellen zu dürfen, eine junge Moskauerin, nachdem ich vor einem Jahr einen der interessantesten Petersburger Dichter, Igor Bulatowsky, vorgestellt habe. Der Reiz der Gedichte von Bulatowsky besteht in den kleinsten und feinsten Details, er unternimmt gefährliche Reisen in den Mikrokosmos der Lyrik und gewinnt kostbare sprachlichen Schätze. Maria Stepanowa mit ihrer selbstbewussten Stimme ist im gewissen Sinne das Gegenteil von ihm. Ihre immer breite Geste mischt großzügig erotische und historische Ebenen, sie mach die Gegenwart zu einem mythischen Ereignis, sie ist anmutig zart und vehement zugleich. Aber das werden Sie gleich hören und sich selbst davon überzeugen.

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